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Zwischen 1430 und 1485 sind die einzelnen, ursprünglich vielleicht selbständigen Teile entstanden:
Die 14 Prozessionsbilder der Passion Christi (1430)stammen wohl vom Lüneburger Claves Klovesten; die 16 weiblichen Figuren der unteren Reihe (1469) von seinem Sohn Volkmar Klovesten; die Propheten in der Predella sowie die zehn Apostelfiguren in der oberen Reihe (1485) stammen wahrscheinlich aus der Werkstatt des Severin Tile.
Der Gesamtaufbau des Altars ist klar gegliedert;
sein hervortretendes Zentrum bildet die Kreuzigung Christi, links und rechts davon ist eine Folge von Szenen aus der Passions- und Ostergeschichte dargestellt. Eingerahmt wird dieser Zyklus oben durch eine 10-Apostel-Reihe, unten von 16 heiligen Frauengestalten.
Der Gedanke ist klar: Auf dem Zeugnis der Apostel beruht das Bekenntnis der Kirche; sie sind die Urzeugen von Kreuz und Auferstehung Christi. Die Frauen in der unteren Reihe haben dieses Bekenntnis als "Wolke der Zeugen" (Heb.12,1) durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte festgehalten und nicht selten mit dem Leben bezahlt.
Sie sind Vorbild und Ermutigung der Gemeinde, in der Nachfolge ihres Herrn nicht nachzulassen. In der Predella (Aufsatz über dem Altartisch) sitzen sechs Prophetengestalten, deren Verheißungen in Christus erfüllt sind.
Dieser Leuchter (ca.1490) ist eine Stiftung der Pelzergilde; eine Nachbildung (1902) von ihm hängt in der St. Johanniskirche in Marienburg/Westpreußen.
Rücken an Rücken stehen die Madonna und ein Bischof.
Die Madonna - Sinnbild der Kirche - ist "mit der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen und auf dem Haupte eine Krone von 12 Sternen", wie sie in der Offb. 12,1 als Sinnbild der Kirche geschildert wird.
Der Bischof auf der anderen Seite soll Erasmus von Antiochien (4. Jh., 2.6.) sein; er ist angeblich von Seeräubern um seines Glaubens willen getötet worden.
Es war im Sommer 1977. Der Lutherische Weltbund hielt seine Vollversammlung in Dar-Es-Salaam in Tanzania ab. In einem Geschäft mit afrikanischer Kunst war eine Weihnachtskrippe ausqestellt - und die Christen aus aller Welt blieben überrascht stehen: Aus einem Ebenholzstamm, der wie ein Futtertrog, also wie eine Krippe ausgehöhlt war,hatte ein afrikanischer Bildschnitzer eine Weihnachtskrippe geschnitzt. Er gehörte zum Stamm der Makonde.
Dieser Stamm war ursprünglich beheimatet in Mozambik und vor vielen Jahren entlang der Küste nordwärts gezogen. Heute wohnen die Makonde vornehmlich in der Region von Dar-Es-Salaam. Sie sind berühmt für ihre alte, hohe Schnitzkunst. Wer die Küstenstraße bei Dar-Es-Salaam entlangfährt, begegnet immer wieder diesen fleißigen Schnitzern, die in kleinen Gruppen unter schattigen Bäumen ihre phantasiereichen Figuren schnitzen und ausstellen. Einige Makonde sind Christen- Missionare haben sie ermutigt, auch christliche Kunstwerke zu schaffen. Und so ist die Weihnachtskrippe entstanden
Auf der Vollversammlung des Luth- Weltbundes in Dar-Es-Salaam 1977 waren auch Glieder der St.Johannisgemeinde aus Lüneburg. Auch sie bewunderten damals die seltene Weihnachtskrippe- Und schon damals wurde der Gedanke geboren, eine solche Krippe für unsere Kirche anzuschaffen. Denn bis dahin hatte St.Johannis keine Krippe.
Seit 1979 nun - so lange mußten wir warten - steht sie in unserer Kirche. Es ist eine der ganz wenigen dieser Art in Europa. Ernest Chibanga aus Tanzania hat sie geschnitzt; aus einem Stück.
Man muß sie in Ruhe rundum anschauen, um zu beobachten, wie die einzelnen Szenen sich zu einem Ganzen zusammenfügen: Der Hirte, der überrascht den Engel neben sich bestaunt; der Engel, der zwischen Ochs und Esel steht und das Christkind im Stroh an schaut; ihm gegenüber Maria und Joseph, die das Ereignis immer noch nicht fassen können; hinter ihnen die Könige, die im Traum Gottes Ruf hören; schließlich der Hirte, der zusammengekauert schläft, während neben ihm der Engel auf der Posaune - man sieht es: laut! - bläst. Selbst der Stern - tief unten - ist nicht vergessen.
Es ist eine fremdartige Krippe. Joseph ist kein Niedersachse, sondern Afrikaner, und die Engel sind keine Barock-Putten, sondern afrikanische Boten Gottes. Fremdartig sind sie alle - so fremdartig wie die Botschaft, von der diese Krippe erzählt: "Gott wird Mensch, Dir Mensch, zugute". Diese Krippe erinnert daran, daß das, was zu Weihnachten geschah, allem widerspricht, was wir natürlicherweise von Gott denken: "Er ist ein Kindlein worden klein, der alle Ding erhält allein".
Der Engel, der auf der Krippe zu sehen ist, sagt den Hirten von der Freude, "die allen Völkern widerfahren soll", wie die Weihnachtsgeschichte erzählt. Auch das bezeugt diese Krippe. Nicht nur Europa freut sich über Weihnachten und feiert es, sondern alle Welt. So vielfältig sich das Menschsein auf unserer Erde in vielen Nationen und Rassen entfaltet, so reich ist auch das Echo auf die Menschwerdung Gottes. Wie Afrika sich darüber freut, das zeigt unsere Krippe - und sie will uns anstecken, diese Freude der Christnacht ganz neu zu hören und zu glauben.